Initiative für das Gotische Viertel
Wegen seiner hohen baugeschichtlichen Wertigkeit wird in der Hansestadt Wismar der Stadtraum zwischen dem Archidiakonat auf dem St.-Marien-Kirchplatz und der Georgenkirche als Gotisches Viertel bezeichnet. Die hier zu „Stein gewordenen Geschichte Wismars“ verdient besondere Aufmerksamkeit. Vor 1945 war das Gotische Viertel ein von der Fachwelt anerkanntes städtebauliches Ensemble von europäischem Rang, vermutlich sogar von Weltgeltung.
Was genau soll getan werden?
Verlust
Die Zerstörung des Gotischen Viertels im Zentrum von Wismar am Ende des 2. Weltkrieges und die Sprengung der Ruine des Kirchenschiffes der Marienkirche 1960 sind für die Hansestadt ein unwiederbringlicher Verlust. Alle Möglichkeiten einer Teilrekonstruktion sollten ausgeschöpft werden.
Historisches Ensemble
Die historische Anordnung gotischer Gebäude im Umfeld der St.-Marien-Kirche (Foto 1) entsprach höchster Stadtbaukunst. Die Marienkirche war der überragende Mittelpunkt des Gotischen Viertels. Um die Marienkirche gruppierten sich besonders wertvolle Bauten. Jedes Gebäude war ein eigenständiges Kunstwerk, an charakteristische Stellen in der Nachbarschaft der Kirche gesetzt und in Proportionen gehalten, um das „Riesenhafte“ des Kirchenschiffes von St. Marien und die Höhe des Turmes zu steigern und zur vollsten Geltung zu bringen.
Dazu zählten die Alte Schule (Foto 2) - kriegszerstört, aber in Teilen erhalten, das Archidiakonat (Foto 3)- kriegsbeschädigt und teilweise wieder aufgebaut, die Superintendentur - kriegszerstört und abgetragen, die Kapelle Maria Weiden (Foto 4) - kriegsbeschädigt und 1960 abgerissen, sowie die Banzkowsche Sühnekapelle -1850 abgebrochen.
Bartningkirche
Als Notkirche in den 1950er Jahren unter Verwendung von Steinen der Superintendentur gebaut, wurde eine der 55 in Deutschland gebauten Bartningkirchen ins Gotische Viertel eingefügt und steht heute bereits unter Denkmalschutz. Dieser Nachkriegsbau hilft den Wismarern, die Verluste der Kriegszerstörung besser zu verkraften.
Von Sankt Marien und Sankt Georgen
Weniger als 100 m entfernt, erhebt sich die Schwester-Kirche St. Georgen (Foto 1), die Basilika des zu Ende gehenden Mittelalters, die durch ihre komplizierte Baugeschichte eine sehr eigenwillige Wirkung erzielt, zu einem gigantisch aufgetürmten Baukomplex. Gleichfalls 1945 kriegszerstört, erlebte Sankt Georgen zwischen 1990 und 2010 seine Auferstehung.
Zur Geschichte des Gotischen Viertels
Streng genommen bezeichnet das „Gotische Viertel“ als Variante des über Jahrhunderte gepflegten Begriffs „Gotischer Winkel“ den Bereich der Bauten um die Marienkirche. Seit der Zerstörung beider gotischen Backsteinkathedralen wird er synonym für den Bereich des Marienkirchplatzes und des Georgenkirchhofs mit der Georgenkirche verwendet.
Zur Zukunft des Gotischen Viertels
1. Der immer noch vorhandene Städtebauliche Missstand im Bereich des Marienkirchplatzes kann kurz bis mittelfristig behoben werden, sobald die Planungen für den Wiederaufbau der Alten Schule umgesetzt werden.
2. Im Bereich der Marienkirche müssen die archäologischen Grabungen zu Ende geführt werden.
3. Eine Aufmauerung der Säulenstümpfe ist zwingend notwendig, um die Erkennbarkeit als Kirchenschiff zu erzielen.
4. Der Abschluss der Aufmauerung der Umfassungsmauern sollte in einer vor Vandalismus sicheren Höhe erfolgen.
Nutzung
Nach Abschluss dieser Bauarbeiten könnte der Marienkirchplatz die frühen Bildzeugnisse von ca. 180 gut erhaltenen Grabplatten aus der historischen Marienkirche aufnehmen und der Bevölkerung und den Gästen der Stadt einen innerstädtischen Ruhe- und Verweilraum in der Qualität eines Klostergartens bieten.
Bitte unterstützen Sie uns bei der Einforderung dieses Konzeptes!
Das Europäisches Zentrum der Backsteinbaukunst hat seine Bereitschaft signalisiert, die Alte Schule zu übernehmen und einer geeigneten öffentlichen Nutzung zuzuführen.
(Fotoquelle: Archiv der Hansestadt Wismar)